Pastoraltheologie - Pastoralpsychologie - Public Care

Pastoraltheologie ist eine explorative Passungswissenschaft. Sie sucht nach Orten und Zeiten, wo sich eine Beziehung zwischen gelebtem Glauben und gelebtem Leben finden lässt. Dieses In-Beziehung-kommen meint Passung, nicht als Harmonie, sondern gerade als Kontrast oder als Differenz. Dazu muss sie auf doppelte Weise explorativ vorgehen: in das Feld gelebten Glaubens und in das Feld gelebten Lebens. Beide Felder reflektiert sie in doppelter Diskursverantwortung: auf dem Hintergrund des theologischen Diskursarchivs, des Evangeliums, und der Lebenswirklichkeit gelebten Lebens. Im Blick auf beide Archive sucht sie nach passenden Zeichen, Zeichen der Zeit, in denen eine Beziehungs- und Passungskonstellation zwischen gelebtem Glauben und gelebtem Leben zu finden sind. Ausgangspunkt dieser Passungswissenschaft können alle drei Dinge sein: die Zeichen der Zeit, das Evangelium oder die konkrete Lebenspraxis.
Als explorative Wissenschaft beschäftigt sich Pastoraltheologie konkret mit den Erfahrungen und Handlungen von Kirche und Menschen in ihrer jeweiligen Gegenwart. Kirche befindet sich aber in revolutionär neuen und gerade auch außerkirchlichen Gegenden. Uns interessiert daher:
- Wie ist die Aufgabe der Kirche, das Volk Gottes heute zu werden, in den rasanten Modernisierungsprozessen der späten Moderne zu leisten?
- Welche Sozialformen ihrer selbst sind dafür passend?
- Welche Weisen der Verkündigung sind angemessen oder auch nicht?
- Welche Kompetenzen und Haltungen brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche?
Pastoralpsychologie ist eine theologische Disziplin, die sich in ihrem hermeneutischen und methodischen Vorgehen interdisziplinär positioniert. Sie versteht sich als Verbindungswissenschaft und will in Theorie und Praxis sowohl verschiedene Fächer und Disziplinen als auch Menschen – Subjekte – miteinander in Verbindung und Beziehung bringen. Mit Blick auf die Beratung und Begleitung von Menschen in kritischen Lebensereignissen werden relevante wissenschaftliche Erkenntnisse aus Theologie, Psychotherapie, Psychologie, Organisationstheorie und Ethik generiert. Die Inhalte und das didaktische Vorgehen spiegeln das multiperspektivische Selbstverständnis des Faches wider. Mit Blick auf die eigenen inneren Vorgänge, den Kontakt untereinander und innerhalb einer Gruppe werden pastoralpsychologische Kompetenzen erworben und vertieft. Die wissenschaftliche Reflexion der seelsorglich-beratenden Tätigkeit erweitert die methodischen Zugänge im eigenen Praxisfeld und ermöglicht durch die ihr zugrunde liegende kreative Konfrontation von Existenz und Tradition ein klar profiliertes Selbst- und Rollenverständnis.
Im Bereich Public Care beschäftigen uns Fragen des Entwicklungs- und Transformationsbedarfs von Gesundheitssystemen und gesellschaftlichen Sorgeformen (CARE) in der Spätmoderne. In inter- und transdisziplinärer Verknüpfung von Public Health, Organisations- und Care Ethik sowie Palliative Care Perspektiven möchten wir zur Förderung von Caring Institutions (sorgenden Organisationen) und Caring Communities (sorgenden Gemeinschaften) beitragen.
“On the most general level, we suggest that caring be viewed as a species activity that includes everything that we do to maintain, continue, and repair our “world” so that we can live in it as well as possible. That would include our bodies, our selves, and our environment (…)”
(Joan Tronto: Caring Democracy, 2013)
Institutsleiter
Bernd Hillebrand
Kontakt
Institut für Pastoraltheologie und PastoralpsychologieAktuelle Medienbeiträge