Mittwoch, 21.10.2015, 10 Uhr s.t.
HS 47.01 (Universitätszentrum Theologie, Heinrichstraße 78A, 8010 Graz)
Das Dayton-Friedensabkommen, mit dem der Bosnien-Krieg beendet wurde, ist vor 20 Jahren unterzeichnet worden. Aber kann man heute in Bosnien und Herzegowina überhaupt von einem richtigen Frieden sprechen? Ohne minimalen Konsens in Bezug auf die kriegerische Vergangenheit? Ohne minimale Vision über eine gemeinsame Zukunft? Ohne tiefgreifende Vergebungs- und Versöhnungsprozesse? Wer ist dafür verantwortlich? Die lokale Bevölkerung? Die internationale Gemeinschaft? Was bedeutet ein scheinbar stabiles Bosnien-Herzegowina für die Europäische Union in den neuen geostrategischen Konstellationen und den damit verbundenen Herausforderungen? Was sagt es über die Europäische Union aus?
Alen Kristić, geboren 1977 in Sarajevo, Mag. theol., ist Mitbegründer der Ausgabe für Kroatien und Bosnien und Herzegowina der internationalen theologischen Zeitschrift „Concilium“. Er ist auch Mitglied des bosnisch-herzegowinischen PEN-Zentrums und Mitarbeiter einiger NGOs, die sich den Versöhnungs- und Vergebungsprozessen widmen. Derzeit arbeitet er an einer Dissertation über die Konzeption des schwachen Christentums (G. Vattimo) aus der Perspektive der Rolle der Religionen in der Kriegs- und Nachkriegszeit auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens.
Veröffentlichungen (u. a.): Religion und Macht (Rabic, Sarajevo 2009); Die Erbauerinnen des Friedens – das gesellschaftspolitische Engagement der Friedensnobelpreisträgerinnen (TPO Fondacija, Sarajevo 2012); Die Tyrannei des Religiösen – Versuche über die religiöse Gottlosigkeit (Rabic, Sarajevo 2014) und Die Vertriebenen in der Vergessenheit – Fragmente zum positiven Potenzial des Religiösen (Synopsis, Zagreb & Sarajevo 2015).
Übersetzungen (u. a.): Ethik von Dietrich Bonhoeffer (2009) und Gnosis und Christentum von Christoph Markschies (2013).