Die vergangenen Wochen waren bei mir von Aufbruch und Ankommen gezeichnet. Nach vier Jahren verabschiedete ich mich aus Freiburg im Breisgau und brach mit vielen Kartons nach Graz auf. Es war eine Zeit des Dazwischen, zwischen dem Alten und dem Neuen, zwischen Vertrautem und Fremdem. Viele fragen, ob ich schon im Neuen angekommen bin. Sicher hat die eigene neue Wohnung inzwischen schon etwas Vertrautes, wo man ganz schnell ankommt, da sich dort die alten Möbel wiederfinden und sich Konstellationen ähnlich gestalten. Im Institut und an der Uni hingegen ist noch wenig vertraut. Es braucht Zeit, um sich kennenzulernen, Abläufe zu verstehen oder Räume als vertraute zu erleben. Wahrscheinlich bleibt ein Dazwischen auch nach der Eingewöhnungsphase. Eine Diskrepanz zwischen Vertrautem und Fremdem ist eine Realität menschlicher Existenz.
Von diesem Dazwischen waren meine letzten Jahre immer bestimmt. Zum einen wagte ich oft Neues und zum anderen war auch im Vertrauten und Stabilen stets Bewegung. Mein Studium prägten zunächst zwei Orte: Tübingen und Bologna. Beides sind alte Universitätsstädte, die mit ihrer je eigenen Geschichte meine Theologie geprägt haben. Nach dem Studium entschied ich mich für ein Jahr dazwischen. Ich arbeitete in Frankfurt am Main in der Drogenhilfe und in der Begleitung von HIV-Infizierten. Danach entschied ich mich, Priester zu werden, um den Menschen nahe zu sein. Die folgende pastorale Zeit verbrachte ich als Jugendpfarrer in der oberschwäbischen Bodenseegegend und als Studierendenpfarrer in Tübingen. Auch wenn die Jahre mehr praktisch als akademisch geprägt waren, erlebte ich mein Handeln wiederum in einem Dazwischen, im Dazwischen von erlebter Praxis und reflektierender Theologie. So verwundert es nicht, dass ich in der Zeit als Studierendenpfarrer promovierte und habilitierte. Meine pastoraltheologische Haltung blieb eine Haltung im Dazwischen, die Dasein als Sein im Vorletzten und noch nicht im Letzten begreift und die mit dieser erkenntnistheoretischen Demut eine Suchende im Dazwischen bleibt.
Nun befindet sich meine neue Wohnung in Graz im Dazwischen von Lend und Gries. Es sind prekäre Wohnviertel, denen man dort kaum ausweichen kann. Ebenfalls wünsche ich es mir für die Theologie an der Uni, dass wir uns gerade auch in der Differenz des Dazwischen nicht ausweichen. So freue ich mich auf die kommenden Diskurse, die Begegnungen und das Kennenlernen im Dazwischen von Vertrautem und Fremdem, von Ankommen und immer wieder Aufbrechen.